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Die 4 größten Herausforderungen der juristischen Übersetzung

Veröffentlicht am: 23/06/2020

Laut einer Umfrage, die 2015 vom französischen nationalen Verband der Berufsübersetzer veröffentlicht wurde, sind mehr als 40% der Befragten Übersetzer Fachübersetzer, davon sind 18% auf juristische Übersetzung spezialisiert. 

Die im Folgenden dargestellten 4 Herausforderungen der juristischen Übersetzung bestätigen die Notwendigkeit einer Spezialisierung in diesem Bereich.

1. Chirurgische Präzision

Chirurgische Präzision

Die größte Herausforderung der juristischen Übersetzung ist, dass sie eine chirurgische Präzision erfordert. Der juristische Übersetzer muss ständig auf bestimmte Kriterien wie Fachbegriffe und Ausdrücke, Textstruktur oder Format achten. Der Zieltext muss dem Ausgangstext getreu sein.

In der juristischen Übersetzung gibt es keine „kleinen Fehler“. Die Übersetzungsfehler, die in der Regel am häufigsten auftreten, sind Fehlinterpretationen, Bedeutungsfehler, Fauxamis, usw. All dies kann schwerwiegende rechtliche Folgen haben.

2. Gleichwertiger, aber nicht identischer Inhalt

Gleichwertiger, aber nicht identischer Inhalt

Der übersetzte Inhalt eines juristischen Dokuments kann nicht mit dem Inhalt des Ausgangstextes identisch sein. Jedes Land hat sein eigenes Rechtssystem und seine eigene Terminologie. Der juristische Übersetzer muss seine Übersetzung also anpassen, um Fehler oder Annäherungen zu vermeiden.

Wenn es sich beispielsweise um einen Text handelt, der sich auf ein französisches Gesetz bezieht und dessen Übersetzung ins britische Englisch erstellt werden soll, muss der Übersetzer das englische Äquivalent des französischen Gesetzes finden, auf das im Originaldokument verwiesen wird. Diese Anpassungsarbeit, die auch als Lokalisierung bezeichnet wird, kann manchmal eine echte Herausforderung darstellen, da einige Gesetze und Vorschriften im Zielland nicht immer dieselbe Entsprechungen haben.

3. Vielfalt der Fähigkeiten

Vielfalt der Fähigkeiten

Die ersten beiden Herausforderungen führen zu einer dritten Herausforderung: die Vielfalt der Fähigkeiten, über die ein juristischer Übersetzer verfügen muss. Zusätzlich zu den Mehrzweckfähigkeiten, die ein professionellen Übersetzung im Allgemeinen innewohnen (sprachliche und kulturelle Kompetenz, usw.), erfordert die juristische Übersetzung, dass der Übersetzer auf das Rechtsgebiet spezialisiert ist und mit dem Rechtssystem sowohl des Ausgangs- als auch des Ziellandes vertraut ist.

Auch die verschiedenen Rechtsgebiete sind eigenständige Spezialgebiete. Zivilrecht, Gesellschaftsrecht, Finanzrecht, internationales Recht, usw. In all diesen Bereichen ist es wichtig, einen juristischen Übersetzer nach der Art des zu übersetzenden Dokuments auszuwählen.

4. Beglaubigte Übersetzung versus Standardübersetzung

Nach deutschem Recht hat eine beglaubigte Übersetzung rechtlichen Wert und kann diesen Wert im Zielland beibehalten. Eine beglaubigte Übersetzung wird immer von einem Übersetzer angefertigt, der bei einem Landgericht, Oberlandesgericht oder einer Innenbehörde einen allgemeinen Eid abgelegt hat.

Eine beglaubigte Übersetzung muss immer dann angefertigt werden, wenn ein Dokument in Gerichts- oder Verwaltungsverfahren im Zielland verwendet werden soll.

Auf der anderen Seite hat die juristische Standardübersetzung keinen rechtlichen oder offiziellen Wert. Sie erfordert jedoch die gleichen Anforderungen wie eine beglaubigte Übersetzung, zumal sie alle Dokumente betrifft, die im juristischen Bereich oder von juristischen Fachleuten, wie z.B. Rechtsanwälten, verwendet werden sollen.

Aus diesem Grund machen die verschiedenen Herausforderungen das juristische Übersetzen zu einem anspruchsvollen Beruf, der eine Vielzahl von Fähigkeiten erfordert und viele verschiedene Fachgebiete umfasst. Damit das übersetzte Dokument im Zielland gültig ist und bearbeitet werden kann, muss es sowohl in rechtlicher als auch in sprachlicher Hinsicht dem Ausgangsdokument treu bleiben. 

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Josh Gambin

Er studierte Biowissenschaften an der Universität in Valencia und Übersetzen und Dolmetschen an der Universität in Granada. Heutzutage arbeitet er als Projektmanager, Layouter, Freiberufler und interner Übersetzer. Seit 2002 ist er Gründungspartner von AbroadLink wo er als Vertriebs- und Marketingdirektor tätig ist.

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