Die Übersetzung ins lateinamerikanische und amerikanische Spanisch
Der amerikanische Kontinent ist eine der dynamischsten Regionen der Welt, seine Wirtschaft wächst zusammen mit den Importen (+10% im Jahr 2017) und Exporten. Wie der mit dem Mercosur (Argentinien, Brasilien, Paraguay, Uruguay) kommenden Freihandelsvertrag beweist, ist die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen beidem Regionen eine der Prioritäten der Europäischen Union.
Índice de contenidos
Index of contents
Index du contenu
Inhaltsverzeichnis
Indice dei contenuti
Wenn Sie Ihre Produkte und Website an die Besonderheiten der Sprache in ganz Amerika anpassen wollen, werden Sie zweifellos auf folgende Fragen stoßen: In welches Spanisch soll ich übersetzen? In das internationale, neutrale Spanisch, in das Spanisch der Vereinigten Staaten oder in das Spanisch Lateinamerikas? Alle diese Varianten haben etwas gemeinsam: Sie existieren eigentlich gar nicht.
Übersetzung ins Spanische
Das Spanisch, das in 21 Ländern der Welt, in denen es Amtssprache ist, gesprochen wird, ist ein und dasselbe. Die Unterschiede geben sich nur in der gesprochenen und in der Umgangssprache, nicht so sehr jedoch in den höheren Registern oder in der schriftlichen Form. Jede Übersetzung, egal wie technisch, vermischt Register und setzt allgemeine Wörter ein. Wie bekommt man eine gute spanische Übersetzung für den lateinamerikanischen Markt hin?
Die idealen Übersetzungen sollten natürlich klingen, als ob es sich um einen Originaltext handeln würde. Ausgeschlossen von einigen Texttypen (literarische, juristische oder legale Texte), sollte die Übersetzung wie ein Originaldokument aussehen, das für eine bestimmte Zielgruppe bestimmt ist und keine komischen Wörter beinhaltet. Welche Strategien sollte man einsetzen um eine qualitative Übersetzung zu schaffen, wenn man ein breites Publikum erreichen möchte? Wie bekommt man es hin, dass die potentiellen Kunden der verschiedenen Ländern sich mit der verwendeten Sprache angesprochen fühlen?
Das lateinamerikanische Spanisch: Chance oder Lüge?
Das Lateinamerikanische wurde geschaffen um im Gegensatz zu dem in Spanien gesprochenen Spanisch (Kastilisch) zu stehen, welches jedoch in den 18 Ländern Lateinamerikas gesprochen wird und als einheitlich betrachtet wird. Ein Beispiel des verbreiteten Gebrauchs dieses Begriffs sind die Filme uns Serien in „Lateinamerikanisch“. Obwohl versucht wird, es so neutral wie möglich zu gestalten, sind die Redewendungen und der Akzent dieser Filme im Allgemeinen mexikanisch, aus dem einfachen Grund, dass sich die größten Synchronisationsunternehmen in Mexiko befinden. Aber auch in einem selben Land können die Unterschiede zwischen den gesprochenen Varianten so unterschiedlich sein wie das in Spanien gesprochene Spanisch und einige seiner amerikanischen Varianten.
Aus finanziellen Gründen, haben viele Unternehmen beschlossen Ihre Dokumente in eine einzige Variante übersetzen zu lassen, ins Lateinamerikanische. Diese künstliche Variante der Sprache hat keine Normen, es gibt kein Wörterbuch und auch keine Referenzen, es ist eine Sprache die unter den Füllfederhaltern der Übersetzern entstanden ist, die ohne Konsistenz oder Einheitlichkeit arbeiten. Sie versucht die Differenzen und die länderspezifische Anwendungen auszuradieren indem sie neutrale Oberbegriffe oder Beschreibungen einsetzt. Es entsteht also eine künstliche, unbekannte Sprache. Wir können also die Effizienz eines in Lateinamerikanisch übersetztes Werbeplakat oder das Verständnis einer lateinamerikanischen Betriebsanleitung in zweifel setzen.
Das amerikanische Spanisch: Eine Lösung?
Heutzutage zählt die hispanische Bevölkerung der USA mit mehr als 57 Millionen Menschen, 17,7 % der Bevölkerung. Es handelt sich also um einen interessanten Kaufkraftmarkt, der ein Ziel vieler amerikanischen Unternehmen darstellt. Wer Markt sagt, meint auch Übersetzung des Werbematerials und der Anleitungen der zu vermarktenden Produkte.
Das Spanisch das in den USA gesprochen wird ist sehr vom Englischen beeinflusst, ist jedoch nicht einheitlich. Genau wie beim Lateinamerikanischen, ist das Spanisch der USA ein wahrhaftes Mosaik, mit Leuten aus allen Ländern Mittelamerikas, Südamerikas und der Karibik. Die Probleme sind dieselben, die es auch in Lateinamerika zu sehen gibt.
Die Entscheidung welches Vokabular verwendet werden soll ist ein kritisches und heikles Thema. Auch wenn die neutralsten Ausdrücke eingesetzt werden, muss man sich immer für einen Ausdruck entscheiden. Die Region von der Nähe zu beobachten ist eine mögliche Strategie, in Arizona, sind 88,8 % der spanischsprechenden Bevölkerung Mexikaner. Die Fokussierung auf potenzielle Käufer eines bestimmten Produkts stellt eine weitere Strategie dar, seien es Hightech-Produkte oder Luxusgüter, sie richten sich an eine bestimmte Bevölkerungsgruppe, die nicht unbedingt die größte ist.
Zwei widersprüchliche Lösungen für die Übersetzung ins Lateinamerikanische: Microsoft vs. Mc Donald‘s
Auf der einen Seite haben wir Microsoft, ein multinationales Computerunternehmen, das seine Software weltweit verkauft, und auf der anderen Seite Mc Donald's, die Fast-Food-Kette mit der größten weltweiten Implantation. Es handelt sich in beiden Fällen um amerikanische Unternehmen die ein Verkaufsvolumen haben, dass das BIP von über 150 Ländern weltweit übersteigt. Ihre Strategie um den spanischsprechenden Markt in Lateinamerika anzusprechen ist komplett gegensätzlich. Hat eines dieser Unternehmen eine ideale Marketingstrategie, die für die Übersetzung gedacht ist? Welche Gründe verstecken sich hinter diesen Entscheidungen? Welche ist die bessere Strategie?
Microsoft oder die Differenzen ausradieren
Befassen wir uns erst einmal mit Microsoft. Microsoft entwirft die große Mehrheit seiner Software auf Englisch und regelt dank seiner Stilanleitung und seiner Terminologiedatenbank die Verwendung einer einzigen Übersetzung für jeden englischen Begriff. Das Unternehmen hat nach und nach ein neutrales Spanisch entwickelt, dass von allen verstanden wird jedoch keinem bekannt ist. Ein Beispiel dafür ist das Wort „Equipo“ (Computer), dass das lateinamerikanische Wort „Computadora“ (Computer) und das Spanische Wort „Ordenador“ (Computer) ersetzt.
Diese Stilanleitung sieht sich, wegen ihrer seltsamen und künstlichen Terminologie mit der Ablehnung vieler Anwender konfrontiert. Die Idee hinter diesem Konzept des „neutralen Spanisch“ ist daher rein kommerziell und entspricht keiner sprachlichen Realität. Die Produkte von Microsoft werden in der ganzen Welt vermarktet, es ist daher lukrativer, eine einzige Version der Produkte auf Spanisch anzubieten, auch wenn dies zu Lasten der Übersichtlichkeit des Benutzers geht.
Mc Donald‘s oder die Kultivierung von Differenz
Es ist eine Sache, mit einer „verständlicher“ Software zurechtzukommen und eine andere, sich von einem Produkt so anziehen zu lassen, dass man es konsumieren möchte. Dies könnte eine der Erklärungen für den großen Unterschied zwischen den Strategien von Microsoft und Mc Donald‘s sein. Das Fast-Food-Unternehmen wählt seine Terminologie sorgfältig aus und passt seine Rezepte an jedes Land an. Diese Marketingstrategie spiegelt sich auch global wider: Während das Firmenlogo seit 2009 in Europa einen grünen Hintergrund hat, hat es in Lateinamerika immer noch den roten Hintergrund. Der Wandel auf dem alten Kontinent reagiert einfach nur auf die Umweltvorsorge und dem schlechten Ruf von Junk Food, aber diese Strategie des Greenwashings ist nicht die einzige Maßnahme. Die Hamburgerrezepte sind an die lokalen Geschmäcker angepasst: Süß-Saure Sauce in Japan, Panir und Curry in Indien, Mc Kebab in Israel und Mc Rice auf den Philippinen oder sogar Camembert Nuggets in Frankreich; Die amerikanische Firma passt sich den Gaumen der Welt an.
Diese Haltung zeigt sich auch in der Übersetzung von Begriffen ins Lateinamerikanische. Die Website ist in jedem Land ähnlich, aber nicht gleich. Während in Chile oder Argentinien von „sándwiches de carne“ (Fleichsandwiches) gesprochen wird, werden in Mexiko „haburgesas de carne“ (Fleichburger) angeboten. Sich mit dem Produkt identifiziert zu fühlen, sei es weil es uns vertraut ist oder weil die Rezeptur autochthone Produkte enthält (wie z. B. Guacamole), ist Teil derselben Strategie der Nähe und des Vertrauens in das Bekannte.
Welche Strategie wird für die Übersetzung ins Lateinamerikanische eingesetzt?
Wie Sie gerade gesehen haben, müssen Sie als Erstes, bevor Sie ein Übersetzungsangebot anfordern, über Ihr Ziel (Skopos-Theorie) und das Publikum, das Sie erreichen möchten, nachdenken. Dies hängt unter anderem davon ab, welchen Markt Sie erreichen wollen. Wenn sich Ihr Produkt an Fachleute richtet, deren Terminologie sehr spezifisch ist, ist es einfacher, eine neutrale Sprache zu verwenden, die in vielen amerikanischen Ländern akzeptiert werden kann. Wenn Sie einfachen Menschen erreichen wollen, wird es für Sie viel komplizierter sein, dieselbe Übersetzung für mehrere Länder zu verwenden.
Das Marketingmaterial besteht aus sorgfältig ausgewählte Wörter, verweist auf kulturelle Fakten, spielt mit Wörtern, usw. Wie verwenden Sie dieselbe Anzeige in mehreren Ländern, wenn Vokabular und Geschichte so unterschiedlich sind?
Die Verwendung von lateinamerikanischem Spanisch könnte eine Lösung sein, vorausgesetzt, es gibt eine zweite Korrekturphase durch Übersetzer aus den Ländern, in denen die Produkte vermarktet werden sollen.
Eine andere, billigere, aber weniger effiziente Lösung wäre, sich mit einer möglichst neutralen lateinamerikanischen Übersetzung zufrieden zu geben, die von einem zweiten Übersetzer aus einem anderen Land korrigiert wird, der alle regionalen Nutzungen entfernt.
Die beste Lösung für uns: Jedes Land hat seinen eigenen Sprachgebrauch, in ständiger Weiterentwicklung. Wenn Sie den Verbraucher mit Ihrem Produkt ansprechen wollen, ist das Beste, was Sie tun können, zu wissen, wie man mit ihm kommuniziert und seine Aufmerksamkeit in seiner eigenen Sprache erregt, als ob die Übersetzung das Original wäre.
Vielleicht interessieren Sie sich auch für folgende Artikel:
Sie sudierte Hispanische Philologie an der Universität von Toulouse (Frankreich) und einen Master in Übersetzung und kultureller Vermittlung (EN-ES>FR) an der Universität von Salamanca (Spanien). Derzeit arbeitet sie als Projektmanagerin bei AbroadLink.
Neuen Kommentar hinzufügen