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Eine Reise durch die Geschichte des Übersetzerberufs

Veröffentlicht am: 11/04/2022

Die Praxis der Übersetzung geht auf den Ursprung der menschlichen Sprache zurück. Im weiteren Sinne ist fast alles auf dieser Welt eine Übersetzung von etwas anderem. So wie Derrida, der berühmte französische Philosoph, sagt, ist sogar das eigentliche Werk eines Schriftstellers eine Übersetzung seiner eigenen Gedanken. 

Die Übersetzung ist unzertrennlich mit dem Leben der Menschen verbunden. Lassen Sie uns daher einen genaueren Blick auf die Entstehungsgeschichte dieser faszinierenden Praxis werfen und auf den Wandel im Laufe der Zeit. Ziel dieses Artikels ist es, sowohl die Geschichte der Übersetzung als auch die des Übersetzers zu beleuchten und einen Überblick auf den Wandel dieses Berufs zu geben.

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Inhaltsverzeichnis

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  1. Etymologie
  2. Seit dem Altertum
  3. Auf dem Weg in die Moderne

Etymologie

Das Wort „übersetzen“ wurde schon im 15. Jahrhundert im Mittelniederdeutsch als „ōversetten“ verwendet und leitet sich aus dem Lateinischen trādūcere oder trānsferre ab, was soviel wie übertragen bedeutet. Dieser ursprünglich Begriff, definiert die Hauptbedeutung von Übersetzung als Übertragung eines Textes von einer Sprache in eine andere. Diese Praxis der der Bedeutungsübertragung eines Ausgangstextes hat einen weiten Weg zurückgelegt: von der Antike bis in die Moderne. Dabei wurden neue Debatten zu zahlreichen Themen eröffnet, die von Sprache, Kultur, Übersetzungstheorien, Übersetzung als Disziplin usw. reichen.

Seit dem Altertum

Die Übersetzung der Bibel mit dem Titel „Septuaginta“ aus dem 3. Jahrhundert v. Chr. gilt als das älteste bekannte Werk der Übersetzung. Die Juden, die ihre angestammte Sprache, das Hebräische, vergessen hatten, suchten eine Gruppe von siebzig Übersetzern, um die Bibel aus dem Hebräischen ins Griechische zu übersetzen. Der Name „Septuaginta“ steht für die siebzig Gelehrten, die in Alexandria, Ägypten, mit der Übersetzung der Bibel beauftragt wurden. Im Gegensatz dazu erkennen einige historische Darstellungen den „Stein von Rosette oder Rosettastein“ als erste Übersetzung der Welt des 2. Jahrhunderts v. Chr. an.

Die Geschichte der Übersetzung kann man in zwei Themenblöcke unterteilen, nämlich westliche und orientalische Übersetzungen. Die Geschichte der westlichen Übersetzung lässt sich in vier Hauptperioden unterteilen. Diese Klassifizierung, die von dem westlichen Gelehrten George Steiner erstellt wurde, lautet wie folgt:

  • Erste Periode: Römische Übersetzer (Cicero und Horaz bis Alexander Fraser).
  • Zweite Periode: von Alexander Fraser zu Valery.
  • Dritte Periode: von Valery bis zu den 1960er Jahren.
  • Vierte Periode: von den 1960er Jahren bis heute.

Die Übersetzungswerke aus diesen Epochen hatten großen Einfluss auf die Entwicklung der europäischen Sprachen. Übersetzungswerke machten die Menschen mit verschiedenen Kulturen und Identitäten bekannt und überbrückten die kulturellen Grenzen zwischen den Nationen durch Literatur. Die Übersetzung der Bibel ins Lateinische, die Übersetzung des sumerischen Gedichts „Gilgamesch-Epos“ in verschiedene asiatische Sprachen usw. gelten als einige der antiken Übersetzungen, die für okzidentale und orientale Gelehrte die Grundlage für die Erfindung neuer Theorien und Ideologien bildeten. Die Übersetzung buddhistischer literarischer Werke trug wesentlich zur Förderung der asiatischen Kulturen und zur Entwicklung der asiatischen Sprachen zu dem bei, was sie heute sind. Fast alle Sprachen begannen, eine Fülle neuer Wörter zu schaffen, die schließlich dazu beitrugen, sprachlichen Reichtum zu fördern. 

Mit der Ankunft des Buddhismus in China aus Indien wurden vor allem die buddhistischen Sanskrit-Schriften ins Chinesische übersetzt. Im 5. Jahrhundert v. Chr. wurde in China die Übersetzung der buddhistischen Schriften durch die Gründung einer Übersetzerschule besser organisiert. Dieser Meilenstein der Übersetzung ist eines der ersten Beispiele für einen professionellen Ansatz bei der Übersetzung. Parallel zur Schaffung von Übersetzungswerken gaben die Debatten, über die Wort-für-Wort-Übersetzung und die Sinn-für-Sinn-Übersetzung Grund zum Nachdenken und beleuchteten Übersetzungen und die Rolle des Übersetzers in einem ganz neuen Licht. Der heilige Hieronymus, der von der römisch-katholischen Kirche mit der Übersetzung der Bibel ins Lateinische betraut wurde, vertrat die Ansicht, dass die Übersetzer eine Sinn-für-Sinn-Übersetzung statt einer Wort-für-Wort-Übersetzung wählen sollten („non verbum e verbo, sed sensum exprimere de sensu“). 

Ihm wird zugeschrieben, dass er in seinem „Brief an Pammachius“ als Erster den Begriff Sinn für Sinn geprägt hat. Auch Kumarajiva, ein indischer buddhistischer Mönch, sprach sich dafür aus, dass Übersetzer bei der Übersetzung von Sutren einen freien Übersetzungsansatz wählen sollten. Dieser Mönch soll diese Beobachtung gemacht haben, als er die Genauigkeit und Lesbarkeit von übersetzten Sutras unter Verwendung eines wörtlichen Übersetzungsansatzes untersuchte. Genau an diesem Punkt führte Kumarajiva die Praxis ein, dass der Übersetzer seinen Namen auf dem von ihm übersetzten Text unterschreibt und damit seine Arbeit bestätigt.

Auf dem Weg in die Moderne

Im Laufe der Zeit hat der Beruf des Übersetzers einen weiten Weg zurückgelegt, und die gesamte Entwicklung hat Raum für eine neue Disziplin geschaffen. Die Notwendigkeit einer eigenen Disziplin namens Übersetzung war von grundlegender Bedeutung, als die Debatte zwischen linguistischen und literarischen Ansätzen zur Übersetzung weltweit ausbrach. Die Debatte, die auf dem IV. Slawistenkongress in Moskau stattfand, war historisch, da sie die Notwendigkeit einer eigenen Wissenschaft vorschlug, die alle Formen der Übersetzung mit einbezog. Die Entwicklung der Übersetzung als eigene Disziplin hat den Bereich der Übersetzungen durch die Einführung neuer Übersetzungstheorien und -praktiken erweitert. Vor den 1990er Jahren folgten Übersetzungswissenschaftler vielen Denkschulen, wie z.B. dem präskriptiven Paradigma, der deskriptiven Übersetzungswissenschaft, der Skopos-Theorie usw. Die kulturelle Wende in den 1990er Jahren eröffnete jedoch einen multidisziplinären Ansatz für die Übersetzungswissenschaft, indem sie sie mit anderen Bereichen wie Geschichte, Gender Studies, Feminismus, Kulturwissenschaften, Postmoderne usw. kombinierte. 

Übersetzungstheoretiker wie Sussan Bassnett, André Lefevere und später Lawrence Venuti waren Pioniere bei der Etablierung der kulturellen Wende der Übersetzungswissenschaft. Die Übersetzungstheorien, die vor diesem Wandel existierten, gaben keinen Aufschluss über den soziokulturellen Hintergrund, vor dem der Übersetzungsprozess stattfindet. 

In dieser Zeit machte diese aufstrebende Disziplin einen Schritt nach vorn, indem sie zahlreiche Bereiche der Übersetzungswissenschaft einführte. Die Bereiche, die zu den Übersetzungswissenschaften gehören, können als postkoloniale Gebiete, Gender Studies, Übersetzungssoziologie, audiovisuelle Übersetzung, Dolmetschen usw. bezeichnet werden. Zusammengenommen haben diese Theorien und neuen Ansätze zu einem grundlegenden Wandel in der Übersetzungswissenschaft geführt, mit einem ganzheitlichen Blick auf die Wertschätzung verschiedener Sprachen und Kulturen. Neben dem kulturellen Ansatz und den Paradigmenwechseln hat der Übersetzerberuf im Laufe der Zeit verschiedene Phasen durchlaufen. Die maschinelle Übersetzung kann als eine der neuesten technologischen Entwicklungen in diesem Bereich bezeichnet werden, die wahrscheinlich sowohl gute als auch schlechte Auswirkungen auf die Zukunft des Übersetzers hat. Dieses Teilgebiet der Übersetzung steckt noch in den Kinderschuhen, da die Wissenschaftler noch dabei sind, die Möglichkeiten einer qualitativ hochwertigen maschinellen Übersetzung zu erforschen.

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Virginia Pacheco

Blog-Schriftstellerin und Community Managerin mit besonderem Interesse für Multikulturalität und sprachlicher Vielfalt. Sie kommt ursprünglich aus Venezuela, reiste und lebte jedoch ständig an anderen Orten, wie Frankreich, Deutschland, Kamerun und Spanien, wo sie ihre interkulturellen Erfahrungen auf das Papier brachte.

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