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6 Gründe, weshalb Übersetzungsarbeiten korrekturgelesen werden sollten

Veröffentlicht am: 16/04/2021

Als dieser potenzielle Kunde zu mir sagte: „Wie kann ich einer Übersetzung trauen, die korrekturgelesen werden muss“, war ich von seiner Argumentation wirklich erstaunt: Sogar ich dachte, dass er Recht haben musste! Es ist schon viel Zeit seit diesem Tag vergangen, aber ich erinnere mich immer noch an dieses Gespräch, als wäre es gestern gewesen.

Ich hatte damals gerade meine Ausbildung beendet und besaß einen theoretischen Rahmen, der in der Universität geschmiedet wurde. Ich war noch dabei, die Lehren an die Realität des Marktes anzupassen. Ich erkannte bald, dass es zwei grundlegende Elemente gab, die mich daran hinderten, vieles von dem, was mir beigebracht worden war, in die Praxis umzusetzen: Zeit und Geld.

Heute würde ich gerne noch einmal mit diesem potenziellen Kunden sprechen und ihm erklären, warum eine Übersetzung korrekturgelesen werden sollte, vorausgesetzt, dass die zusätzlichen Kosten gerechtfertigt werden.

1. Übersetzer sind keine Roboter, es sind Menschen

Übersetzer sind keine Roboter

Ich spreche in diesem Blog über 6 Gründe, aber dieser erste Grund ist der wichtigste und tatsächlich der Ursprung der restlichen Gründe, die ich Ihnen erklären werde. Ein professioneller Übersetzer ist ein Mensch und unterliegt als solcher verschiedenen emotionalen und umstandsbedingten Zuständen, die ihn zu Fehlern verleiten können.

Selbst die kompetentesten und emotional stabilsten Menschen durchlaufen Phasen, in denen ihre Leistung nicht gleich ist oder in denen sie einfach auch mal Fehler machen. Dies ist so wahr wie die Tatsache, dass selbst Cristiano Ronaldo hin und wieder einen Elfmeter verschiesst und Rafa Nadal in der ersten Runde eines ATP-Turniers ausscheidet.

Bei AbroadLink Übersetzung arbeiten wir seit Jahren mit äußerst zuverlässigen Übersetzern zusammen, bei denen der Korrekturprozess meist nur eine Qualitätsprüfung der Übersetzung ist, und dennoch haben wir dank diesen Korrekturlesungen manchmal, wie im Fall von Cristiano Ronaldo und Rafa Nadal, Fehler feststellen können, die nicht zu erwarten waren.

2. Zeitlicher Abstand zur Übersetzung

Zeitlicher Abstand zur Übersetzung

In der Universität wurde uns beigebracht, dass man eine Übersetzung „ruhen“ lassen sollte. Das heißt, dass der Übersetzer, der eine Übersetzung angefertigt hat, idealerweise,einen bestimmten Zeitraum verstreichen lassen sollte, bevor er die endgültige Überarbeitung vornimmt.

Wenn Sie schon einmal eine Übersetzung angefertigt haben, werden Sie bemerkt haben, dass es leicht ist, eine wörtliche Übersetzung anzufertigen, die sich sogar gut anhört, während man sie anfertigt. Wenn Sie sie jedoch einige Zeit später wieder in de Hand nehmen, werden Sie feststellen, dass es sich um eine Kopie des Originals handelt und dass Sie sich eigentlich gar nicht so ausdrücken würden.

Dieses unvermeidliche und menschliche Phänomen löst sich in der Regel jedoch nicht dadurch, die Übersetzung in der „realen Welt“ „ruhen“ zu lassen. Die meisten Übersetzungsprojekte müssen so schnell wie möglich fertig sein. Die Praxis des professionellen Übersetzens erfordert, dass Übersetzungen so wenig Zeit wie möglich in Anspruch nehmen, um ein Produkt schnellstmöglich auf den Markt zu bringen oder schnell auf ein kommerzielles Angebot reagieren zu können. Schließlich ist Zeit auch Geld.

Der Korrekturprozess besteht darin, die Übersetzung durch einen zweiten professionellen Übersetzer durchlesen zu lassen, der leicht erkennen kann, wann der ursprüngliche Übersetzer von der Ausgangssprache verführt wurde, indem er wörtliche Übersetzungen und sich wiederholende Strukturen produzierte, was ihm ermöglicht, einen Text zu erzeugen, der natürlicher klingt.

3. Layout und Kontext der übersetzten Texte

Layout und Kontext der übersetzten Texte

Bei vielen Übersetzungsaufträgen hat der Übersetzer nicht die Möglichkeit, den Kontext des zu übersetzenden Textes zu sehen. Dies gilt insbesondere für die meisten Übersetzungen von Software- oder Katalogdatenbanken, die online veröffentlicht werden, aber auch für Handbüchern und Broschüren, die in Illustrator, InDesign oder FrameMaker erstellt wurden, um später veröffentlicht zu werden.

In diesem Fall stellt das Korrekturlesen eine Qualitätskontrolle über den Manipulationsprozess des Textes durch Informatiker oder Layouter dar. Manchmal können diese Prozesse zu Fehlern führen, die dann während des Korrekturlesens ergänzt werden.

Wenn das Korrekturlesen auch noch im endgültigen Format erfolgt, bekommt der Korrekturleser außerdem noch den visuellen Kontext zu sehen, was zu unterschiedlichen Interpretationen des ursprünglichen Textes oder zu Stiländerungen führen kann.

4. Zusammen kommt man weiter

Zusammen kommt man weiter

Jetzt, wo ich mit meinen fast 50 Jahren ein Kind bekommen habe, verstehe ich dieses chinesische Sprichwort, das ich schon immer sehr mochte, sehr gut: „Wenn du alleine läufst, läufst du schneller; wenn du zusammen läufst, läufst du weiter.“

Das erste, was man bei einem Korrekturlesen braucht, ist mehr Zeit. Bei einem Projekt, dass übersetzt und korrekturgelesen wird, muss die Arbeit von zwei verschiedenen Personen koordiniert werden, und das Korrekturlesen selbst erfordert schon etwas Zeit. Bei AbroadLink organisieren wir die Arbeit unter der Annahme, dass die Produktivität eines Übersetzers bei 2500-3000 Wörtern pro Tag und die eines Korrekturlesers bei 8000 Wörtern pro Tag liegt.

Wie der Titel dieses Abschnitts jedoch besagt, kommt man zusammen viel weiter, indem man die Qualität einer Übersetzung, erhöht und von vielen weiteren Vorteilen des Korrekturlesens profitiert.

5. „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser

Bei dieser Gelegenheit greife ich auf ein russisches Sprichwort zurück, um ein weiteres Argument zu liefern, warum eine Übersetzung korrekturgelesen werden sollte. Unabhängig davon, wie viel Vertrauen man in die Arbeit eines Übersetzers hat, bietet einem die regelmäßige Prüfung des Übersetzers u.a. die Möglichkeit, seine Arbeit zu verbessern.

Ich denke, die meisten von uns, und das sollte man sich eingestehen, arbeiten besonders aufmerksam und vorsichtig, wenn sie wissen, dass ihre Arbeit von jemandem beaufsichtigt und geprüft wird, der sie bewerten kann.

Aus diesem Grund ist die Prüfung der Übersetzungen durch einen zweiten Fachmann eine Möglichkeit, unserem Übersetzer wissen zu lassen, dass man ihm zwar vertraut und ihm deshalb den Übersetzungsauftrag erteilt, aber dass man auch prüfen möchte, ob dieses Vertrauen auf Fakten beruht.

6. ISO 17100: eine spezifische Norm für Übersetzungsdienstleitungen

ISO 17100

Der letzte Grund, den ich für ein Korrekturlesen der ursprünglichen Übersetzung anführen werden, ist, wenn die Übersetzung der Qualitätsnorm ISO 17100 für Übersetzungsdienstleistungen entsprechen soll. Dies kann z.B. erforderlich sein, wenn das Qualitätshandbuch Ihres Unternehmens dies vorschreibt.

Die Qualitätsnorm für Übersetzungsdienstleistungen ISO 17100 ist ein von Experten der Übersetzungsbranche entwickelter Standard, der festlegt, dass es zur Gewährleistung der Qualität einer Übersetzung unter anderem notwendig ist, einen Korrekturprozess durchzuführen.

Ich denke, jeder kann verstehen, dass eine Übersetzung die korrekturgelesen wird, bessere Qualitätsgarantien bieten kann. Ich bin mir sicher, dass der potenzielle Kunde, von dem ich am Anfang dieses Blogs gesprochen habe, der übrigens ein potenzieller Kunde blieb, inzwischen verstanden hat, was es bedeutet, eine Übersetzung korrekturlesen zu lassen.

Im Allgemeinen stelle ich fest, dass Kunden mit einem sprachlichen Hintergrund den Wert des Korrekturlesens verstehen, was aber nicht bedeutet, dass sie es immer beauftragen. Man ist eben immer auf der Suche nach dieser schwierigen Balance zwischen Qualität, Zeit und Kosten.

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Josh Gambin

Er studierte Biowissenschaften an der Universität in Valencia und Übersetzen und Dolmetschen an der Universität in Granada. Heutzutage arbeitet er als Projektmanager, Layouter, Freiberufler und interner Übersetzer. Seit 2002 ist er Gründungspartner von AbroadLink wo er als Vertriebs- und Marketingdirektor tätig ist.

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