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Wussten Sie...?

Veröffentlicht am: 18/08/2025
bilingualism

Einleitung: Sie denken, Sie sind zweisprachig? Denken Sie noch einmal nach.

Viele von uns träumen davon, zwei Sprachen mit der gleichen Leichtigkeit und Sicherheit zu beherrschen. Weit verbreitet ist die Annahme: Wer zwei Sprachen spricht, ist zweisprachig. Doch bei genauerem Hinsehen zeigt sich eine weitaus komplexere Realität. Von subtilen Akzenten bis zu ungleichen Wortschätzen, Zweisprachigkeit ist oft anders, als sie scheint. Wer meint, Zweisprachigkeit bedeute automatisch herausragende Übersetzungsfähigkeiten... nun, das ist ein weiterer Mythos, den es zu erforschen gilt.

1. Was bedeutet es wirklich, zweisprachig zu sein?

In einigen Ländern wird der Begriff „zweisprachig“ sehr großzügig verwendet, d. h. jeder, der zwei Sprachen spricht, gilt als zweisprachig. In sprachlich anspruchsvolleren Umgebungen, wie z. B. in Spanien, bedeutet Zweisprachigkeit jedoch, dass man beide Sprachen in allen Bereichen muttersprachlich beherrscht: Sprechen, Lesen, Schreiben und Verstehen.

Der Akzent ist ein aufschlussreiches Beispiel: Selbst fließend Sprechende verraten durch subtile Aussprachefehler, ungewohnte Intonation oder auffälligen Sprachrhythmus oft ihre dominante Sprache. Die Forschung bestätigt, dass früher Sprachkontakt entscheidend für den Erwerb einer muttersprachlichen Aussprache ist. Kinder aus Einwandererfamilien sprechen oft von klein auf zwei Sprachen, sind jedoch in speziellen Kontexten nicht vollständig zweisprachig.

2. Der Mythos der vollkommenen Zweisprachigkeit

Echte symmetrische Zweisprachigkeit, bei der beide Sprachen in allen Kontexten gleichermaßen fließend beherrscht werden, ist äußerst selten. Das liegt daran, dass der Sprachgebrauch fast immer kontextspezifisch ist.

Stellen Sie sich jemanden vor, der in einem spanischsprachigen Elternhaus aufgewachsen ist, aber in Deutschland auf Deutsch unterrichtet wurde. Sie können sich mit Leichtigkeit auf Spanisch über das tägliche Leben unterhalten, haben aber Schwierigkeiten mit Fachbegriffen oder akademischem Vokabular. Umgekehrt kann jemand, der Spanisch an der Universität studiert, brillante Aufsätze verfassen, aber ins Stocken geraten, wenn er in Madrid Tapas bestellt oder lokalen Slang verstehen soll.

Dies nennt man Sprachdominanz: Eine Sprache ist je nach Kontext stärker ausgeprägt als die andere. Der Linguist François Grosjean betont, dass Zweisprachige keine zwei Einsprachigen in einer Person sind, sondern ein einzigartiges, vom tatsächlichen Sprachgebrauch geprägtes Sprachrepertoire besitzen.

Wissenschaftliche Referenz:
François Grosjean, Bilingual: Life and Reality (Harvard University Press, 2010)
Kernaussage: Zweisprachige Menschen passen ihren Sprachgebrauch an ihre Umgebung an und beherrschen selten alle Bereiche beider Sprachen gleichermaßen.

3. Warum Zweisprachigkeit nicht automatisch zum Übersetzer macht

Ein weit verbreiteter Irrglaube ist, dass Zweisprachige natürliche Übersetzer sind. Schließlich beherrschen sie ja „beide Sprachen“, oder? Beim Übersetzen geht es jedoch nicht nur darum, Wörter zu kennen, sondern auch zu wissen, wie man sie benutzt. Es erfordert:

  • tiefes kulturelles Bewusstsein (z. B. Redewendungen, Tonfall, Humor),
  • Fachwissen (insbesondere in juristischen, medizinischen oder technischen Bereichen),
  • Beherrschung der Schreibkonventionen in beiden Sprachen.

Zweisprachige können Gespräche in beiden Sprachen mühelos verstehen, erreichen jedoch oft nicht die Präzision, Nuancen und Konsistenz, die für die Übersetzung komplexer Inhalte nötig sind. Viele professionelle Übersetzer arbeiten sogar nur in eine Richtung, meist in ihre Muttersprache, um höchste Qualität zu sichern.

Schnelles Beispiel:
Zu wissen, wie man „Datenschutzverletzung“ auf Spanisch sagt, reicht nicht aus. Ein Übersetzer muss wissen, wie der Begriff in der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) formuliert ist, welche juristische Terminologie gilt und wie er im Zielrechtssystem korrekt wiederzugeben ist. Das geht weit über einen lockeren Sprachgebrauch hinaus.

Zweisprachigkeit ist ein guter Ausgangspunkt für eine Übersetzungslaufbahn, aber nur ein Teil des Gesamtbildes.

4. Was wirklich wichtig ist: Funktionale Zweisprachigkeit

Statt dem Mythos der „perfekten Zweisprachigen“ nachzujagen, ist das Konzept der funktionalen Zweisprachigkeit realistischer und nützlicher. Das bedeutet, beide Sprachen in zentralen Situationen effektiv nutzen zu können – ob im Beruf, im Familienleben oder in der Wissenschaft.

Die reale Welt der Zweisprachigkeit ist chaotisch und dynamisch. Sie verändert sich mit dem Alter, der Umgebung und den beruflichen Anforderungen. Und das ist in Ordnung. Selbst begrenzte Zweisprachigkeit eröffnet große Chancen für interkulturelles Verständnis, geistige Flexibilität und globale Vernetzung.

Fazit

Zweisprachigkeit ist kein Zeichen sprachlicher Perfektion, sondern ein praxisgeprägtes Werkzeug. Ob Sie zwei Sprachen fließend sprechen oder sich in beiden gerade zurechtfinden: Zweisprachigkeit ist wertvoll, aber keine magische Eintrittskarte in die Welt der Übersetzung. Und falls Sie eine Übersetzungslaufbahn in Betracht ziehen? Machen Sie sich bereit, viel tiefer einzutauchen.

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Josh Gambin

Er studierte Biowissenschaften an der Universität in Valencia und Übersetzen und Dolmetschen an der Universität in Granada. Heutzutage arbeitet er als Projektmanager, Layouter, Freiberufler und interner Übersetzer. Seit 2002 ist er Gründungspartner von AbroadLink wo er als Vertriebs- und Marketingdirektor tätig ist.

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Veröffentlicht am: 29/03/2024

Sprache ist mehr als nur ein Kommunikationsmittel. Sie spiegelt die Kulturen, Erfahrungen und Gefühle der Menschen auf der ganzen Welt wider. Jede Sprache hat ihre eigenen einzigartigen Nuancen und Ausdrücke, von denen einige so tief in der Kultur verwurzelt sind, dass es praktisch unmöglich ist, sie direkt in eine andere Sprache zu übersetzen. In diesem Artikel werden wir einige faszinierende Beispiele von Wörtern unter die Lupe nehmen, die nicht oder nur schwer in andere Sprachen übersetzt werden können. So können wir den sprachlichen Reichtum der Welt zu veranschaulichen.

[TOC]

1. Waldeinsamkeit (Deutsch)

Das erste Wort auf unserer Liste ist „Waldeinsamkeit“, ein deutsches Wort, das ein tiefes Gefühl der Einsamkeit, des Friedens und der Gemeinschaft mit der Natur hervorruft, das man bei einem einsamen Spaziergang im Waldempfindet. Obwohl es möglich ist, dieses Wort im Englischen mit der Nominalphrase „the feeling of solitude in the woods“ („Einsamkeit im Wald“) zu übersetzen, ist es schwierig, die Fülle der damit verbundenen emotionalen Erfahrung vollständig zu vermitteln. Dies ist ein perfektes Beispiel dafür, wie Sprache komplexe und intime Gefühle einkapseln kann, die universell verstanden, aber nicht einfach übersetzt werden können.

2. Komorebi (Japanisch)

Dann haben wir das japanische Wort „komorebi“, das das Sonnenlichtbeschreibt, das durch die Blätter der Bäume dringt. Es ist ein poetisches Bild, das die Schönheit der Natur einfängt, aber in vielen anderen Sprachen keine direkte Entsprechung hat. Es ist ein gutes Beispiel dafür, wie einige Sprachen Wörter für Sinneserfahrungen oder Naturphänomene haben, die in anderen Sprachen möglicherweise schwer zu beschreiben sind.

3. Sisu (Finnisch)

Im Finnischen gibt es das Wort „sisu“. Dieser Begriff verkörpert die Idee von Ausdauer, Mut und Charakterstärke im Angesicht von Widrigkeiten. Obwohl man versuchen könnte, es mit Worten wie „Entschlossenheit“ oder „Zäh“ zu übersetzen, ist die kulturelle und emotionale Tiefe von „sisu“ in anderen Sprachen schwer vollständig zu erfassen. Es ist ein Wort, das tief in der finnischen Mentalität schwingt und einen wichtigen Aspekt ihrer nationalen Identität erfasst.

4. Tsundoku (Japanisch)

Das Wort „tsundoku“ beschreibt denAkt, Bücher anzuhäufen, ohne sie zu lesen, indem man Stapel ungelesener Bücher zu Hause liegen lässt. Es ist ein Konzept, das vielen Lesebegeisterten vertraut ist, aber es gibt in vielen anderen Sprachen kein entsprechendes Wort. „Tsundoku“ veranschaulicht, wie die Sprache spezifische kulturelle Verhaltensweisen oder Gewohnheitenwiderspiegeln kann, die für eine bestimmte Gesellschaft einzigartig sein können.

5. Mamihlapinatapai (Yaghan)

Ein faszinierendes Beispiel kommt aus der Yaghan-Sprache mit dem Wort „mamihlapinatapai“, das einen Blickaustausch zwischen zwei Personen bezeichnet, wobei jeder darauf wartet, dass der andere die Initiative ergreift , um etwas zu tun, was beide wollen, aber keiner sich traut, damit anzufangen. Es ist ein komplexes Konzept, das die Spannung und Zurückhaltung , die in bestimmten sozialen Situationen auftreten können, perfekt erfasst, aber in vielen anderen Sprachen keine direkte Entsprechung hat.

6. Tartle (Schottisch)

In Schottland beschreibt das Wort „tartle“ dasZögern, jemanden vorzustellen, weil man seinen Namen vergessen hat. Es ist ein lustiges Beispiel für ein Wort, das eine spezifische soziale Erfahrung einfängt und zeigt, wie die Sprache Aspekte des täglichen Lebens widerspiegeln kann, die universell erkennbar, aber schwer präzise zu übersetzen sind.

7. Gigil (Tagalog)

Tagalog, eine Sprache der Philippinen, gibt uns das Wort „gigil“ , das ein intensives Gefühl von Zärtlichkeit oder den Wunsch beschreibt, etwas Niedliches oder Liebenswertes, wie ein Baby oder ein Haustier, zu kneifen oder zu zwicken. Es ist ein schönes Beispiel für ein Wort, das eine komplexe Emotion ausdrückt, aber auch in vielen anderen Sprachen keine direkte Entsprechung hat.

8. Hygge (Dänisch)

Das dänische Wort „Hygge“ steht für ein Gefühl von Komfort, Wohlbefinden und Gemütlichkeit. Er wird mit der Schaffung einer warmen und gemütlichen Atmosphäre in Verbindung gebracht, die oft mit Angehörigen in einfachen Momenten des Glücks geteilt wird, wie z. B. an einem kalten Wintertag mit einer Tasse Tee vor dem Kamin zu sitzen.

9. Fernweh (Deutsch)

Schließen wir mit einem weiteren deutschen Wort ab: „Fernweh“. Es steht für den starken Wunsch zu reisen und die Welt zu erkunden, oft verbunden mit einer gewissen Nostalgie für Orte, die man noch nie besucht hat. Es ist das Gegenteil von „Heimweh“ und ist ein gutes Beispiel dafür, wie die Sprache tiefe Sehnsüchte oder Gefühle widerspiegeln kann, die universell geteilt werden, aber in anderen Sprachen schwer zu beschreiben sind.

Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass diese faszinierenden Beispiele von Wörtern , die nicht oder nur schwer in andere Sprachen übersetzt werden können, den sprachlichen Reichtum der Welt veranschaulichen und die Bedeutung von kulturellem Bewusstsein und einem tiefen Verständnis von Wörtern und ihren Bedeutungen hervorheben, wenn man versucht, Texte zu übersetzen und über Sprachgrenzen hinweg zu kommunizieren. 

In der heutigen globalen Welt, in der interkultureller Austausch alltäglich geworden ist, sind es Übersetzer die in der Lage sind Hilfe zu schaffen. Die Dienstleistungen von Übersetzungsagenturen spielen daher eine wichtige Rolle. Ihr Fachwissen ermöglicht es, die Feinheiten und Nuancen dieser nicht übersetzbaren Wörter präzise zu vermitteln und so die Essenz der Originalsprache zu wahren. 

Wenn Sie das nächste Mal auf ein unübersetzbares Wort stoßen, nehmen Sie sich einen Moment Zeit, um seine Botschaft richtig zu erfassen, denn sie zeugen von der Schönheit der sprachlichen Vielfalt!

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Emeline PADIEU

Emeline ist Master-Absolventin in Angewandten Fremdsprachen mit den Schwerpunkten Internationales Management und Internationale Handelstechniken. Sie absolvierte ihr Abschlusspraktikum bei AbroadLink Translations und ist derzeit dort als Vertriebs- und Marketingassistentin tätig.

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Veröffentlicht am: 07/08/2023

Desktop Publishing oder DTP ist ein Verfahren, mit dem wir Dokumente mit hochwertigen Grafiken, Texten und Bildern erstellen können. Diese Technologie wird sowohl von Unternehmen als auch von Privatpersonen verwendet, um professionell aussehende Dokumente zu erstellen. Sie können damit auch personalisierte Artikel wie Visitenkarten oder Werbematerialien erstellen. Im heutigen digitalen Zeitalter spielt DTP immer noch eine wichtige Rolle bei der Erstellung von professionell aussehenden gedruckten Dokumenten und Materialien. Mit der richtigen Software und guter Digitaldrucktechnologie ist es für Unternehmen und Privatpersonen einfacher denn je, hochwertige Ergebnisse zu geringen Kosten zu produzieren.

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Welche Beziehung gibt es zwischen DTP und Übersetzung?

Die natürliche Art, DTP vorzubereiten ist in einer einzigen Sprache, wie z. B. Deutsch. Wenn wir ein kleines Unternehmen oder eine Firma haben, die ihre Dienstleistungen international anbieten will, ist es notwendig, ein Übersetzungsbüro zu beauftragen, damit die Inhalte in Sprachen wie Englisch, Portugiesisch, Italienisch oder Spanisch vorliegen.

Bei diesem ersten Schritt der Übersetzung sollten Sie unbedingt auf maschinelle übersetzer verzichten. Erstens, weil die von ihnen gelieferten Übersetzungen oft den Kontext nicht berücksichtigen. Diese Lösung ist nie überzeugend, und alles, was Sie in die Erstellung eines qualitativ hochwertigen und vorzeigbaren DTPs investieren, kann durch schlecht übersetzte Texte zunichte gemacht werden. Daher könnten wir bei unseren potenziellen Kunden im Ausland ein schlechtes Image hinterlassen. Eine schlechte Übersetzung ist nichts anderes als eine schlechte Visitenkarte. Daher ist die Beauftragung eines Übersetzungsunternehmens mit der Übersetzung des Textes von einer Sprache in eine andere der wichtigste Ausgangspunkt. Sie sind diejenigen, die über die richtigen Fachleute verfügen, um gute Ergebnisse zu erzielen.

Natürlich braucht eine gute Übersetzung Zeit, aber es lohnt sich. Derzeit sind die verschiedenen Arten von Übersetzungssoftware, selbst solche, die künstliche Intelligenz einsetzen, noch nicht ausreichend entwickelt, um zuverlässige Übersetzungen zu liefern. Dies macht umso mehr Sinn, wenn die Sprache, in die sie übersetzt wird, bestimmte Merkmale der Komplexität aufweist. Denken Sie an die orientalischen Sprachen, bei denen man beim Übersetzen sehr vorsichtig sein muss. Wer garantiert, dass die Arbeit gut gemacht wird? Zögern Sie nicht, ein zuverlässiges und professionelles Übersetzungsunternehmen, das bestimmte Qualitätsstandards erfüllt, einzusetzen.

Das Desktop Publishing kommt nach der Übersetzung. Viele Übersetzungsunternehmen arbeiten nicht nur mit Übersetzer sondern auch mit so genannten DTP-Spezialisten zusammen die diesen Teil übernehmen. Diese sind geschult und haben ausreichend Erfahrung. Wenn wir den sprachlichen Teil weglassen, haben wir es mit einem DTP zu tun, das nichts anderes als Ästhetik ist.

Die Erstellung professioneller Qualitätsdrucke ist eine wichtige Fähigkeit für jedes Unternehmen. Ganz gleich, ob Sie eine Broschüre, einen Newsletter oder sogar ein Buch erstellen, DTP kann Ihnen dabei helfen, visuell ansprechende und professionell wirkende Dokumente zu erstellen. Denken Sie aber immer daran, dass die Qualität des Textes an der Quelle beginnen muss und bei der Übersetzung anfängt.

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Virginia Pacheco

Blog-Schriftstellerin und Community Managerin mit besonderem Interesse für Multikulturalität und sprachlicher Vielfalt. Sie kommt ursprünglich aus Venezuela, reiste und lebte jedoch ständig an anderen Orten, wie Frankreich, Deutschland, Kamerun und Spanien, wo sie ihre interkulturellen Erfahrungen auf das Papier brachte.

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Veröffentlicht am: 21/11/2022

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1. Was ist eine beglaubigte Übersetzung?

Die Inanspruchnahme von beglaubigten Übersetzungsdiensten ist aufgrund der Globalisierung, der Zunahme der Migration und der Expansion des internationalen Tourismus immer beliebter geworden. Das liegt daran, dass die Übersetzung von amtlichen Dokumenten, die für eine Vielzahl von Verfahren erforderlich ist, an die in jedem einzelnen Land geltenden Gesetze angepasst werden muss. Die Übersetzung eines juristischen oder behördlichen Dokuments ist ein besonderes Verfahren, bei dem die Übersetzung mit der Unterschrift und dem Stempel sowie Unterschrift eines vereidigten Übersetzers versehen werden muss.

2. Was ist ein vereidigter Übersetzer?

In Ländern wie Spanien werden vereidigte Übersetzer offiziell vom Auswärtigem Amt ermächtigt, was ihnen einen offiziellen Status für die Übersetzung von Dokumenten verleiht. Um diese Art von Verantwortung zu übernehmen, muss ein vereidigter Übersetzer linguistische sowie gesetzliche Fachkenntnisse haben, damit eine korrekte Übersetzung angefertigt werden kann. Normalerweise muss ein beeidigter Übersetzer vor einem Gericht in seinem Land einen Eid ablegen, in dem er erklärt, dass er alle seine Übersetzungen nach bestem Wissen und Gewissen erstellt.

Die gängigsten Dokumente, die eine beglaubigte Übersetzung erfordern, sind:

  • Zivilrechtliche Dokumente
  • Testamente
  • Notarielle Verträge
  • Rechtliche oder administrative Dokumente
  • Schulabschlüsse und Zeugnisse, usw.

3. In welchen Ländern ist eine beglaubigte Übersetzung nicht erforderlich?

Um einen vereidigten Übersetzer zu finden, der Ihren Anforderungen entspricht, ist der gängigste Weg, einen beeidigten Übersetzer zu finden, durch die Webseiten der zuständigen Justizinstanzen oder mit einer Übersetzungsagentur. Es ist jedoch wichtig zu wissen, dass nicht in allen Ländern eine beglaubigte Übersetzung nötig ist. Mit anderen Worten: Die Übersetzungsanforderungen eines jeden Landes hängen oft von seinem rechtlichen Rahmen ab.

Je nach dem rechtlichen Rahmen des jeweiligen Landes fällt sie in der Regel in eine von zwei Kategorien:

  • Common Law (Gewohnheitsrecht): basiert auf Präzedenzfällen und bietet mehr Flexibilität, da das Gesetz auslegbar ist und auf ungeschriebene Gewohnheiten beruht. Das Common Law gilt für Länder wie das Vereinigte Königreich, die USA und Australien, deshalb gibt es in diesen Ländern keine offizielle Regulierung der Übersetzungsanforderungen. In solchen Fällen ist es Sache der ersuchenden Behörde, ob sie das Dokument akzeptiert oder nicht. In der Regel ist es erforderlich, dass die Übersetzung von einem professionellen Übersetzer angefertigt wird und dass das Dokument unterzeichnet oder von einem Übersetzungsunternehmen gestempelt ist.
  • Zivilrecht: basiert auf bewährtem Recht, das bedeutet keine Auslegungssache. Dies gilt für Länder wie Frankreich, Spanien, Italien, Deutschland und Rumänien, die über gut eingeführte Übersetzungsverfahren verfügen. In diesen Ländern werden Übersetzer von der Regierung oder dem Gericht des jeweiligen Landes ernannt und offiziell ermächtigt.

4. Was bedeutet das?

Das bedeutet, dass Sie, wenn Sie beispielsweise aus Indien kommen und ein Visum in den Vereinigten Staaten beantragen möchten, keinen beeidigten Übersetzer benötigen, um Ihre Dokumente aus dem Hindi ins Englische zu übersetzen, da dieses System nicht Teil des US-Rechts ist. Sie benötigen lediglich die Dienste eines professionellen Übersetzers, der Ihre Dokumente unterzeichnet und gegebenenfalls müssen Sie diese notariell beglaubigen lassen.

Wenn Sie hingegen ein Visum in Spanien oder Italien beantragen möchten, erwarten diese Regierungen einen offiziell ermächtigten Übersetzer, der alle erforderlichen Dokumente ins Spanische oder Italienische übersetzt und damit offiziell gültig macht. Das Gleiche gilt für amtliche Übersetzungen ins Deutsche, Französische oder Portugiesische, da diese Länder ebenfalls unter den rechtlichen Rahmen des Zivilrechts fallen.

5. Wie arbeitet ein vereidigter Übersetzer?

Ein vereidigter oder beeidigter Übersetzer wird zunächst eine Kopie der zu übersetzenden Dokumente anfordern. Nach Fertigstellung der Übersetzung fügt der Übersetzer ein Zertifikat mit seinem Stempel und seiner Unterschrift bei. Falls die Dokumente von einem Land verlangt werden, in dem Common Law gilt, kann auch eine Apostille angebracht werden. Die Übersetzungen bedürfen keiner zusätzlichen Beglaubigung, da sie von einem ermächtigten Übersetzer angefertigt wurden.

Wenn Ihre Übersetzung bei einer Behörde in einem zivilrechtlichen Land eingereicht werden soll, werden Sie höchstwahrscheinlich um eine beglaubigte Übersetzung gebeten. Wir von AbroadLink helfen Ihnen gerne dabei den richtigen Übersetzer zu finden, zögern Sie also nicht, uns zu kontaktieren.

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Virginia Pacheco

Blog-Schriftstellerin und Community Managerin mit besonderem Interesse für Multikulturalität und sprachlicher Vielfalt. Sie kommt ursprünglich aus Venezuela, reiste und lebte jedoch ständig an anderen Orten, wie Frankreich, Deutschland, Kamerun und Spanien, wo sie ihre interkulturellen Erfahrungen auf das Papier brachte.

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Veröffentlicht am: 29/12/2020

In einer Welt, in der das Internet zum Hauptmotor des wirtschaftlichen Austauschs geworden ist, ist es unerlässlich, den Horizont zu erweitern, um den Umsatz Ihres Unternehmens im Ausland zu steigern.

Die Lokalisierung und Übersetzung von Webseiten und mobilen Anwendungen in die am meist verbreiteten Sprachen ist daher von größter Bedeutung.

Bei den am weitesten verbreiteten Sprachen, handelt es sich hauptsächlich um drei, die jedoch im Internet nicht unbedingt das gleiche Gewicht einnehmen.

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1. Die drei unumgänglichen Sprachen im Internet

Die drei unumgänglichen Sprachen im Internet

Nach der Klassifizierung des deutschen Statistikamtes Statista repräsentieren die zehn meist verwendeten Sprachen im Internet 76,8 % der gesamten Nutzer.

An erster Stelle steht natürlich Englisch mit fast 26 %, gefolgt von Chinesisch mit knapp 20 %. Weiter hinten liegt Spanisch, das etwa 8 % der Nutzer ausmacht.

Man kann sehen, dass, wenn man die 10 meistgenutzten Sprachen im Internet mit den BIP-Zahlen pro Sprache (nicht pro Land) vergleicht, man fast die gleiche Liste erhält.

2. Englisch: die Sprache des Handels und der Technik

Englisch die Sprache des Handels und der Technik

Englisch, die am dritthäufigsten gesprochene Sprache der Welt, ist die erste internationale Sprache und damit die wichtigste Verkehrssprache.

Englisch war schon immer die vorherrschende Sprache in der Computerwelt, daher ist es normal, dass dies auch für das Internet gilt, das sich rund um die englische Sprache entwickelt hat (Weseiten, Protokolle, usw.).

In der Tat kann man sagen, dass es die Sprache ist, in die am meisten im Internet übersetzt wird. Die meisten Unternehmen, die ihre Produkte im Ausland über das Internet verkaufen, beginnen damit, ihre Webseiten ins Englische zu übersetzen.

3. Chinesisch: die wachsende Sprache im Internet

Chinesisch: die wachsende Sprache im Internet

Mandarin ist eine der am schnellsten wachsenden Sprachen im Internet, so sehr, dass einige glauben, es könnte das Englische übertreffen.

Chinesisch bei der Übersetzung von Webseiten oder Apps zu ignorieren, bedeutet, sich eines wichtigen Gewinns an zukünftigen Kunden zu berauben, deren Kaufkraft ebenfalls exponentiell wächst.

Wenn Sie bereits eine Webseite in englischer oder spanischer Sprache haben, die darauf abzielt, Ihr Wissen zu exportieren, sollten Sie sich an eine professionelle Übersetzungsagentur wenden, um sie ins Chinesische übersetzen zu lassen.

4. Ist Spanisch eine weit verbreitete Sprache im Internet?

Spanisch ist eine weit verbreitete Sprache im Internet

Wie ich bereits erwähnt habe, ist Spanisch eine der meistgesprochenen Sprachen der Welt, etwa 8 % der im Internet vorhandenen Inhalte sind auf Spanisch verfasst.

Die spanische Sprache bleibt dank ihres Gewichts in Lateinamerika und ihrer kulturellen Bedeutung in einer guten Position.

Darüber hinaus ist Spanisch auch im Internet durch offizielle internationale Organisationen präsent (Spanisch ist eine der sechs offiziellen Sprachen der Vereinten Nationen).

Zu wissen, welche Sprachen im Internet am weitesten verbreitet sind, ist für diejenigen, die Entscheidungen über die grenzüberschreitende kommerzielle Entwicklung treffen, unerlässlich.

Ein kompetentes Übersetzungsbüro kann Sie bei diesem Entwicklungsprojekt unterstützen und Ihnen die richtigen Sprachlösungen anbieten. Neue Kunden zu gewinnen, wenn der lokale Markt blockiert ist, ist möglich!

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Virginia Pacheco

Blog-Schriftstellerin und Community Managerin mit besonderem Interesse für Multikulturalität und sprachlicher Vielfalt. Sie kommt ursprünglich aus Venezuela, reiste und lebte jedoch ständig an anderen Orten, wie Frankreich, Deutschland, Kamerun und Spanien, wo sie ihre interkulturellen Erfahrungen auf das Papier brachte.

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Veröffentlicht am: 11/05/2020

Haben Sie jemals darüber nachgedacht, Ihre Dokumente oder Webinhalte ins Deutsche zu übersetzen? Dann wird es Sie, zunächst einmal interessieren, dass es mehrere Varianten des Deutschen gibt. Wie bei anderen Sprachen, wie z.B. Spanisch, die sprachliche Unterschiede zwischen den verschiedenen spanischsprachigen Ländern wie Mexiko und Spanien aufweist, gibt es auch im Deutschen Unterschiede zwischen den deutschsprachigen Ländern. Man sollt daher seine Dokumente nicht in Hochdeutsche übersetzen lassen, wenn man sich an Kunden in Österreich oder der Schweiz wenden möchte.

Nach der Lektüre dieses Beitrags werden Sie eine Vorstellung von den Unterschieden im Deutschen haben um die für Ihre Bedürfnisse am besten geeignete Variante anwenden.

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1. Deutsch ist die offizielle Sprache mehrerer europäischen Länder

Deutsch als offizielle Sprache

Wenn man als Ausländer an Deutsch denkt, denkt man sofort an Deutschland, sein Oktoberfest, seine berühmte Currywurst und seinen Glühwein. Es gibt jedoch insgesamt sechs Länder in Europa, in denen Deutsch offizielle Staatssprache ist: Deutschland, Österreich, Belgien, die Schweiz, Liechtenstein und Luxemburg. Außerdem ist das Deutsche auch in anderen Ländern wie Italien, Polen, die Tschechische Republik oder Ungarn stark präsent.

Tatsächlich ist Deutsch präsenter, als man denkt. Es wird geschätzt, dass es die Muttersprache von 100 Millionen Menschen ist, und 80 weitere Millionen es als Zweitsprache praktizieren. Ungefähr 16% aller Europäer sprechen Deutsch, und es ist eine der offiziellen Sprachen, die in den Institutionen der Europäischen Union verwendet werden und gehört somit zu den 10 meistgesprochenen Sprachen der Welt.

2. In Lateinamerika und Afrika wird auch Deutsch gesprochen

In Lateinamerika und Afrika wird auch Deutsch gesprochen

Die Präsenz des Deutschen in Europa ist offensichtlich, aber wussten Sie, dass es auch in anderen Kontinenten wie Afrika oder Südamerika gesprochen wird? Tatsächlich sprechen schätzungsweise 25.000 Menschen in Namibia, einem Land in Südwestafrika, das bis 1900 eine Kolonie des Deutschen Kaiserreichs war, Deutsch. Dasselbe gilt für einige Regionen Südafrikas oder Länder wie Kamerun und Tansania, in denen es mehrere deutschsprachige Gemeinschaften gibt. Die deutsche Sprache an diesen exotischen Orten ist wieder einmal auf den Kolonialismus zurückzuführen. Nach dem Ersten Weltkrieg wurden diese Länder, die deutsche Kolonien waren, durch den Versailler Vertrag Teil von Frankreich und dem Vereinigten Königreich. Trotzdem ist das deutsche Erbe über all die Jahre erhalten geblieben.

Auch in Südamerika findet man zahlreiche deutschsprachige Gemeinden in Ländern wie Chile, Argentinien oder Brasilien, da sich viele deutsche Familien nach dem Zweiten Weltkrieg zur Auswanderung entschlossen, um vor den juristischen Repressalien, die sich aus dem Nazismus ergaben, wie z.B. den Nürnberger Prozessen, zu flüchten. Übrigens: Bei diesen Prozessen wurde zum ersten Mal simultan verdolmetscht, was bis dahin immer konsekutiv erfolgt war.

3. Deutsch: Sprache des Wissens

Sprache des Wissens

 

 

Obwohl das Englische in den letzten Jahren dem Deutschen den Ruf genommen hat, galt Deutsch schon immer als die Sprache der Wissenschaft. Tatsächlich ist das Deutsche heute noch weltweit an zweiter Stelle, was die Zahl der wissenschaftlichen Publikationen betrifft.

Von Physikern und Mathematikern wie Johannes Kepler, der die Theorie aufstellte, dass sich die Planeten um die Sonne bewegen, oder Einstein mit seiner berühmten Relativitätstheorie, bis hin zu Wilhelm Röntgen, dem Erfinder der Röntgenstrahlen; sie alle sind international bekannt für ihre Beiträge auf dem Gebiet der Wissenschaft. All dieses Wissen wurde auf Deutsch verbreitet. Eine kuriose Tatsache über W. Röntgen ist, dass seine Erfindung, die Röntgenstrahlen seinen Namen tragen. Eine kleine Hommage von der Sprache an den Erfinder.

4. Deutsch: Sprache der Philosophen

Sprache der Philosophen

Doch der Beitrag der deutschen Sprache zur Weltkultur endet nicht hier. Philosophen wie Friedrich Nietzsche, Karl Marx und Immanuel Kant, alle Deutsche, legten die philosophischen Haupttheorien des 20. Jahrhunderts dar, die für die Geschichte der Philosophie entscheidend waren. Viele Linguisten weisen darauf hin, dass Deutsch trotz seiner Komplexität eine ideale Sprache für die Welt des Wissens ist, da die einfache Bildung zusammengesetzter Wörter den Ausdruck einer unendlichen Anzahl von Ideen und zahlreichen Kombinationen ermöglicht.

Goethe, Martin Luther, Beethoven, Mozart, Bach, Schopenhauer, Strauss, die Liste der deutschsprachigen Intellektuellen und Künstler ist einfach endlos. Betrachtet man all diese historischen Persönlichkeiten, so hat man keinen Zweifel daran, dass die deutsche Sprache große Beiträge zur Wissenschaft und zu den Geisteswissenschaften geleistet hat.

5. Ist Deutsch für den Wirtschaftssektor relevant?

Deutsch ist für den Wirtschaftssektor relevant

Die Antwort lautet ganz klar: ja. Die wirtschaftliche Bedeutsamkeit der deutschsprachigen Länder ist überragend. Deutschland führt den Automobilsektor mit Giganten wie BMW oder Volkswagen an, dieser letzte wurde übrigens ursprünglich von Hitler in der Zeit des Nationalsozialismus gefördert. Auch bei Haushaltsgeräten ist Deutschland mit international bekannten Unternehmen wie Siemens oder Bosch an der Spitze. Die Schweiz hingegen kontrolliert den Pharmasektor mit Unternehmen wie Novartis oder Hoffmann La Roche, ganz zu schweigen von ihrem Kronjuwel: Nestlé. Obwohl eher unbemerkt, ist Österreich auch ein wichtiger Wirtschaftsstandort mit Unternehmen wie Swarovski oder Red Bull.

Wie man sieht, verfügt Deutschland über ein großes wirtschaftliches Potenzial und kann ein Weg sein, den geschäftlichen Horizont zu erweitern und Zugang zu so starken Märkten wie Deutschland, Österreich und der Schweiz zu erhalten.

6. Eine Sprache der Dialekte

Eine Sprache der Dialekte

Deutsch ist in der Tat eine komplexe Sprache, nicht nur wegen der Schwierigkeit seiner syntaktischen Struktur (Deklinationen, Fälle, Verbkonjugationen, Wortgattungen), die denjenigen, die sie lernen, Kopfschmerzen bereitet, sondern auch wegen der ungeheuren Menge an Dialekten, die sie hat.
Diese Dialekte werden in Hochdeutsch und Niederdeutsch eingeteilt. Während das Hochdeutsche etwa 16 Dialekte hat, gibt es im Niederdeutschen zwei Varianten: das Niedersächsische und das Ostniederdeutsche. Das heutige Hochdeutsch ist fast vollständig aus dem Niederdeutschen abgeleitet. Zu dieser Komplexität kommen noch lokale Dialektvarianten wie der im Frankfurter Raum gesprochene hessische Dialekt oder der für die bayerische Region charakteristische bayerische Dialekt hinzu.
Lassen wir aber die immense Vielfalt der in den verschiedenen Regionen gesprochenen Dialekte beiseite und konzentrieren wir suns auf die drei standardisierten Varianten des Deutschen. Das Duden-Wörterbuch definiert eine Standardsprache als: „über den Mundarten, lokalen Umgangssprachen und Gruppensprachen stehende, allgemein verbindliche Sprachform; gesprochene und geschriebene Erscheinungsform der Hochsprache.“ Obwohl es sich um Nachbarländer handelt, gibt es Unterschiede zwischen dem eher internationalen Standarddeutsch (Hochdeutsch), dem Schwyzerdütsch (Schweizerdeutsch) und dem Österreichischen (Österreichisches Hochdeutsch). Erfahren wir mehr über diese Sprachvarianten!

6.1. Schweizerdeutsch

Schweizerdeutsch

Bevor wir beginnen, möchte ich gerne etwas unterscheiden, dass viel Verwirrung verursacht, wenn es darum geht, diese Vielfalt des Deutschen zu verstehen. Auf der einen Seite gibt es das Schweizer Hochdeutsch, eine standardisierte und offizielle Variante, die in der Schweiz in Politik, Bildung und Medien verwendet wird, und eigenen Sprachregeln folgt. Allerdings gibt es wieder einmal lokale Varianten. Die Einwohner Basels sprechen nicht dasselbe Dialekt wie die Einwohner von Zürich oder die von Zürich und dem Kanton Wallis. Ich stamme aus dem Kanton Solothurn und spreche einen Dialekt, der dem Berner Dialekt ziemlich nahe steht, für mich ist es manchmal jedoch unmöglich, jemanden aus dem Kanton Wallis zu verstehen.

Deshalb sprechen wir alle Schweizer Deutsch, dieses muss als Konzept verstanden werden, da es alle bestehenden lokalen Dialekte umfasst, auch wenn jeder seinen eigenen verwendet. Es wird im täglichen Leben verwendet und niemals in schriftlicher Form (es sei denn, man macht dies auf vertraute Weise). In der Tat gibt es keine Regeln für das Schreiben von Schweizer Deutsch, wenn man also einem Verwandten in einem jeweiligen Dialekt schreiben will, dann schreibt man einfach so wie es klingt. Alles ganz chaotisch!

6.1.1. Einflüsse aus anderen Sprachen

Die Tatsache, dass das Schweizer Hochdeutsch für die Bildung eingesetzt wird, ermöglicht es den Schweizern, die Deutschen perfekt zu verstehen, da die Unterschiede zum Hochdeutschen hauptsächlich auf lexikalischer Ebene liegen. Die Deutschen verstehen Schweizer Hochdeutsch jedoch nicht das Schweizer Deutsch. Wenn die Schweizer, mich eingeschlossen, ein Gespräch mit einem Deutschen führen, schalten sie automatisch auf die Standardvariante um und vergessen ihren Dialekt, sonst gäbe es keine Möglichkeit, sich gegenseitig zu verstehen! Dies geschieht ganz automatisch. Anstatt also das „ch“ als „g“ auszusprechen, wie es in der Schweiz üblich ist, sprechen wir es als „ss“ aus.

Im Vergleich zum Hochdeutschen weist das Schweizer Standarddeutsch viele Einflüsse aus dem Englischen, Französischen und Italienischen auf, die als Helvetismen bezeichnet werden. Ein klares Beispiel dafür sind die Höflichkeitsformeln. In der Schweiz grüßt man mit Gruezi, Hoi oder Guete morge und verabschiedet sich mit einem Ciao oder Adee, vom Franzosen Adieu. Man entschuldigt sich auch, indem man das englische Wort Sorry verwenden, das wie Sori ausgesprochen wird. 
Ich möchte diesen Beitrag nutzen, um zu erwähnen, dass es in der Schweiz üblich ist, jemandem zur Begrüßung die Hand zu schütteln, es sei denn, es handelt sich um jemanden, den man gut kennt. In diesem Fall geben wir der Person 3 Küsse auf die Wange. Und wenn Sie gerne Bergwanderungen machen, vergessen Sie nicht, die Wanderer zu begrüßen! Dies nicht zu tun, ist für sie fast eine Beleidigung.

6.1.2. Lexikalische Unterschiede

Wie bereits erwähnt, weicht der Schweizer Wortschatz ziemlich stark von dem des Hochdeutschen ab. Nachstehend finden Sie eine Tabelle mit mehreren Beispielen (Verben, Substantive, Adjektive):

SCHWEIZERDEUTSCH HOCHDEUTSCH  
Vélo Fahrrad  
Zvieri Imbiss / Brotzeit  
Zmorge Früstück  
Computer Rechner  
Coiffeur Frisör  
Trottoir Bürgersteig  
Härdöpfel Kartoffeln  
Luegen Schauen  
Losen Hören  
Camion Lastwagen  
Anken Butter  
Billet Fahrschein  
Pendent Unerledigt

 

6.1.3. Typographische Unterschiede

Das „β“ wird im Schweizer Standarddeutsch nicht verwendet, man schreibst stattdessen „ss“. Wenn Sie also regelmäßig mit Schweizer Kunden in Kontakt sind, werden Sie sehen, dass sie sich auf diese Weise verabschieden: Mit freundlichen Grüssen. Darüber hinaus sind sie es nicht gewohnt, nach der Begrüßung ein Satzzeichen zu verwenden und beginnen den nächsten Satz in der Regel mit einem Großbuchstaben, während deutsche Kunden Satzzeichen verwenden und in der Regel, den nächsten Satz mit einem Kleinbuchstaben beginnen. Zum Beispiel:

Schweiz:

Guten Tag Frau Lorente

Danke für Ihr Schreiben.

Deutschland:

Guten Tag, Frau Lorente,

danke für ihr Schreiben.

Ein weiterer typographischer Unterschied besteht darin, dass in der Schweiz ein Punkt zur Zeitmarkierung verwendet wird (10.45 Uhr), während in Deutschland ein Doppelpunkt verwendet wird (10:45 Uhr). Es mag irrelevant erscheinen, aber vergessen Sie nicht, dass in der Welt der Übersetzung das kleinste Detail den Unterschied ausmacht. Darüber hinaus bin ich sicher, dass potenzielle schweizerische und deutsche Kunden diese Präzision zu schätzen wissen.

6.1.4. Grammatikalische Unterschiede

Eigentlich gibt es nicht viele Unterschiede in Bezug auf die Grammatik, aber es gibt einige Details, die ich gerne mit Ihnen teilen möchte. In der Schweiz wird die Vergangenheitsform der Verben setzen, stellen und legen mit dem Verb sein geschrieben, während sie in Deutschland mit dem Verb haben geschrieben werden. Auf einer Bank sitzen z.B.:

Schweiz: Sie sind auf einer Bank gesessen.
Deutschland:  Sie haben auf einer Bank gesessen.

Aber das ist nicht das Schlimmste, es gibt auch Unterschiede zwischen den Artikel. Für mich persönlich ist das ein großes Hindernis, denn je nachdem, welches Dialekt man gerade spricht, kann sich der Artikel ändern. Ist es nicht schon schwierig genug, die Artikel jedes Wortes auswendig lernen zu müssen, damit diese jetzt je nach Dialekt verändert werden? Niemand sagte es wäre einfach! Lassen Sie uns einige Beispiele ansehen:

SCHWEIZERDEUTSCH HOCHDEUTSCH ÖSTERREICH
Das Email Die Email E-Mail
Die Spargel Der Spargel  
Die Foto Das Foto  
Der Radio Das Radio

 

6.2. Österreichisch

Österreichisch

Kommen wir nun zu Österreich, der Wiege der klassischen Musik und Kunst schlechthin, und zur österreichischen Vielfalt. In Österreich geschieht etwas Ähnliches wie in der Schweiz. Österreichisch (Österreichisches Hochdeutsch) ist die Sprache, in der alle administrativen und offiziellen Aufgaben durchgeführt werden, während das Österreichische sich auf die Menge der vorhandenen Dialekte bezieht, konkret zählen dazu neun. In den meisten Dialekten beobachtet man einen Einfluss des bayerischen Dialekts, und einige wagen zu behaupten, dass er von den drei Varianten die am schönsten klingende ist. Das ist schockierend, denn man weiss sehr wohl, dass Deutsch nicht gerade als „schöne“ Sprache bekannt ist.

Der Hauptunterschied zu den Schweizern besteht darin, dass die Deutschen im Allgemeinen die Österreicher gut verstehen (solange der Dialekt nicht zu stark ist), vor allem jene aus dem Süden und Osten. Während wir im vorigen Punkt über Helvetismen gesprochen haben, kommen wir hier zu den bekannten Austriazismen.

6.2.1. Lexikalische Unterschiede

Trotz der geographischen Nähe gibt es einige Unterschiede in Bezug auf den Wortschatz und die Ausdrücke. Viele Österreicher sind stolz und froh über die Unabhängigkeit von Deutschland, so dass die Verwendung dieser Formeln für sie besonders sinnvoll ist:

ÖSTERREICH HOCHDEUTSCH  
Erdapfel Kartoffel  
Paradeiser Tomate  
Faschiertes Hackfleisch  
Sackerl Tüte  
Heuer Dieses Jahr                  
Marille Aprikose  
Stiege Treppe  
Inskribieren Einschreiben  
Juice Saft  
Jänner Januar  
Konsumation Verzehr  
Trafik Tabakladen  
Lukrieren Gewinn erzielen  
Im letzten Abdruck Im letzten Augenblich  
In Summe Insgesammt  

Viele der Wörter werden für Sie im Standard-Österreichischen leichter zu verstehen sein als im Hochdeutschen. Das liegt daran, dass viele dieser Wörter aus dem Lateinischen oder Englischen stammen. Andere Worte können jedoch überraschen, wie es bei Trafik der Fall sein kann (siehe Tabelle).

6.2.2. Grammatikalische Unterschiede

Einer der grammatikalischen Hauptunterschiede liegt im Wortaufbau. Im Österreichischen Standarddeutsch wird auch nach den Konsonanten „g“, „k“, „ch“ das so genannte Verbindungs „s“ hinzugefügt (das bedeutet, dass das erste Wort das zweite ergänzt, d.h. Das zweite Wort hat Vorrang). Sehen wir uns die folgenden Beispiele an:

Österreich:

Gepäcksaufgabe

Gesangsbuch

Deutschland:


Gepäckaufgabe

Gesangbuch

Auch in der Zusammensetzung des Diminutivs gibt es Unterschiede. Während dies im Hochdeutschen durch Hinzufügen der Morpheme -chen und -lein geschieht, wird im Österreichischen die Diminutivform durch Hinzufügen des Morphems -erl gebildet. Wenn man zum Beispiel in Deutschland kleine Maus sagen will, sagt man Mäuschen, während man in Österreich Mauserl sagen würde.

7. Die Notwendigkeit die Übersetzung zu lokalisieren

Nach diesem Beitrag werden Sie eine bessere Vorstellung davon haben, was jede deutsche Sprachvariante kennzeichnet. Obwohl es sich um Nachbarländer handelt und sie viele Aspekte gemeinsam haben, gibt es deutliche Unterschiede, die sie einzigartig machen. Als Übersetzungsunternehmen wissen wir, dass diese Unterschiede nicht übersehen werden sollten, da sie für eine gute Übersetzung oder die Erfüllung Ihrer Geschäftserwartungen im Zielland von entscheidender Bedeutung sind. Es geht nicht nur darum, die verschiedenen sprachlichen Aspekte zu berücksichtigen, die die Unterschiede ausmachen, sondern auch darum, die Kultur jedes Landes zu verstehen. Während die Österreicher offener, flexibler und freundlicher sind, haben die Schweizer in der Geschäftswelt einen eher zurückhaltenden und rigorosen Ruf, ebenso wie die Deutschen, die als sehr produktiv und anspruchsvoll gelten. In der Marketingübersetzung zum Beispiel ist dies besonders sinnvoll und sollte daher berücksichtigt werden.

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Zoe Lorente

Abschluss in Übersetzung. Projektmanagerin und Übersetzerin für Französisch und Deutsch ins Spanische im Rahmen eines Universitätspraktikums von September 2019 bis Juni 2020.

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Veröffentlicht am: 10/12/2019

2015 befragte die Sprachlern-App Babbel etwa 14.000 Nutzer, um herauszufinden, welche Sprachen den größten Sex-Appeal haben. Das Ergebnis zeigt, dass die romanischen Sprachen die Spitze des Rankings einnehmen, mit Französisch als klarer Sieger.

Das ist kein überraschendes Ergebnis, da Französisch seit langem den Ruf hat, DIE Sprache der Liebe auf internationaler Ebene zu sein. Okay, aber warum wird Französisch so wahrgenommen?

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Die französische Kultur

Die weltweite Wertschätzung der französischen Sprache ist tief mit dem kulturellen Reichtum des Landes verknüpft. Es zeigt sich, dass die französische Kultur voller romantischer Andeutungen steckt.

Das eindrucksvollste Beispiel finden wir in der französischen Literatur, da sie eine große Anzahl von Schriftstellern umfasst, die weltweit für ihre romantischen Werke bekannt sind, wie zum Beispiel George Sand, Victor Hugo oder sogar Alfred de Musset.
Auch die französische Musik ist für ihre berühmten Liebeslieder bekannt, mit international renommierten Künstlern wie Édith Piaf oder Jacques Brel.

Die Gastronomie

Dank ihres weltweiten Rufs in Bezug auf Qualität und Raffinesse verstärkt die französische Gastronomie das romantische Image Frankreichs im Ausland.

Gibt es etwas Romantischeres, als ein raffiniertes Gericht zu genießen, begleitet von einem guten Wein in einem Restaurant mit gedämpftem Licht oder einen Karamellapfel auf einem lokalen Jahrmarkt zu essen?

Französische Abendessen bei Kerzenschein haben dank weltbekannter Köche, romantischer Restaurantatmosphären und exquisiter Küche eine vielversprechende Zukunft.

Paris

Was für einen Franzosen wie ein Klischee erscheinen mag, ist auf internationaler Ebene eine tief verwurzelte Realität: Paris wird als die Welthauptstadt der Liebe angesehen, noch vor anderen ebenso ikonischen Städten wie Venedig oder Rom.

Sehenswürdigkeiten wie der Eiffelturm, der einen atemberaubenden Blick auf die Hauptstadt bietet, oder romantische Orte wie die Pont des Arts, wo Verliebte ihre Bindung durch Schlösser symbolisieren, tragen dazu bei, Paris zu einer der meistbesuchten Städte für Verliebte zu machen.

Der französische Akzent

Selbst diejenigen Franzosen, die eine große Sprachbegabung haben und sogar als zweisprachig gelten, werden wahrscheinlich einen mehr oder weniger ausgeprägten französischen Akzent haben. Und das wird von außerhalb Frankreichs oft als positiver Aspekt angesehen.

Tatsächlich steht laut Babbel der französische Akzent mit 34,7 % der Stimmen an der Spitze der als die sinnlichsten angesehenen Akzente, vor dem italienischen, spanischen und englischen. Auch dieses Mal überrascht das Ergebnis nicht.

Wenn Kultur, Gastronomie und Geschichte eine romantische Atmosphäre schaffen, wird die Sprache zusammen mit ihrem Akzent zwangsläufig sinnlich und romantisch.

So finden wir in Frankreich, von der Kultur über die Gastronomie bis hin zur Geografie, überall romantische Referenzen. Voilà, die Gründe, warum Französisch heute weltweit als die romantischste Sprache und als die Sprache der LIEBE, in Großbuchstaben, angesehen wird.

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Josh Gambin

Er studierte Biowissenschaften an der Universität in Valencia und Übersetzen und Dolmetschen an der Universität in Granada. Heutzutage arbeitet er als Projektmanager, Layouter, Freiberufler und interner Übersetzer. Seit 2002 ist er Gründungspartner von AbroadLink wo er als Vertriebs- und Marketingdirektor tätig ist.

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Veröffentlicht am: 18/12/2018

Baskisch ist eine Sprache die für Wissenschaftler der vergleichenden Sprachwissenschaft und Philolinguistik ein großes Geheimnis war und noch immer ist. Diese Autentizität der baskischen Sprache hat auf der Suche nach einer Erklärung desen Herkunft und Entwiklung zu verscheidenen Theorien geführt.

In einer dieser Theorien wird das Baskische mit dem Berber, der Sprache Nordafrikas in Verbindung gebracht, doch die Beweise auf denen diese Theorie basierte sowie die phylogenetische Studien der baskischen und berberischen Bevölkerung haben dessen Richtigkeit widerlegt.

Diese vergleichende Studien wurden haupsächlich auf der Suche nach der Existenz von Kognaten durchgeführt, d.h. von Wörtern die phonetisch einen ähnlichen Klang haben und deren Bedeutung miteinander in Verbindung gebracht werden kann. In dieser Arbeitslinie wollten einige Autoren das Baskische mit den kaukasischen Sprachen in Verbindung bringen aber die meisten der von verschiedenen Autoren vorgeschlagenen Kognaten haben es nicht geschafft die Kritik einiger gründlichen Analysen zu überstehen, die besagen, dass diese Kognaten reine Zufälle sind und, dass sie keine Regelmäßigkeit in phonetischen Korrespondenzen finden. Darüber hinaus wäre es schwierig diese Verwandtschaft aufrechtzuerhalten wenn man bedenkt, dass das Proto-Baskisch einen sehr kleinen phonetischen Bestand mit vielen Einschränkungen hat während die kaukasischen Sprachen über ordentliche Bestände an Konsonanten verfügen.

Die Theorie die am wenigsten kritisiert wurde ist womöglich die lokale Entwiklung der Sprache von 16.000 v. Chr. mit einer Mischung aus einner einheimischen Jäger-Sammler-Bwölkerung und der Ankuft von Bauern. Da begann die relative Isolierung, die der baskischen Bevölkerung ihre aktuelle genetische Gestalt veleiht.

Verschiedene phylogenetische Studien haben einige besondere genetische Merkmale in einem Teil der baskischen Bevölkerung gefunden, die diese relative Isolierung zu beweisen scheinen und dessen Rolle in der Entwicklung der Sprache erklären. Wie dem auch sei, obwohl wir nicht erklären können welcher der Ursprung des Baskischen ist und obwohl wir es nicht mit einigen der bestehenden Sprachen in Verbindung bringen können, ist klar, dass das Baskische eine ganz besondere Sprache und ein Geheimnis für alle Libhaber der Sprache ist.

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Josh Gambin

Er studierte Biowissenschaften an der Universität in Valencia und Übersetzen und Dolmetschen an der Universität in Granada. Heutzutage arbeitet er als Projektmanager, Layouter, Freiberufler und interner Übersetzer. Seit 2002 ist er Gründungspartner von AbroadLink wo er als Vertriebs- und Marketingdirektor tätig ist.

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Veröffentlicht am: 02/06/2018

Die außergewöhnliche Handlungsfähigkeit des Menschen was die Kommunikation betrifft lässt uns immer wieder staunen. In einer von der Revolution der zwischenmenschlichen Kommunikation markierten Zeit, werden immer noch eigenartige angestammte Kommunikationsformen, wie z. B. das Pfeifen auf der Isla de la Gomera auf den Kanarischen Inseln, von dem wir kürzlich gesprochen haben. Auch wenn viele weitere Beispiele der Fernkommunikation im alten Kontinent vorhanden sind, werden wir heute den atlantischen Ozean überqueren, um die Sprache einer Region des Amazonas, zwischen Peru und Kolumbien, zu entdecken die man sprechen oder besser gesagt trommeln kann. 

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1. Vor der Erfindung des Telegrafen im 19. Jahrhundert

Bevor im 19. Jahrhundert der Telegraf erfunden wurde und man es geschafft hatte eine kurze Nachricht kodifiziert durch elektrische Signale zu vermitteln, dachte noch keiner an die „Unmittelbarkeit“ der Kommunikation. Doch auf der anderen Seite des atlantischen Ozeans, im Nordwesten Amazoniens, konnte man schon Sätze auf eine Distanz von 20 Kilometern mit der Hilfe von zwei Trommeln weiterleiten. Diese Erfindung ist durch eine Notwendigkeit entstanden, da die Bora-Indianer sich für gewöhnlich in kleinen Gemeinschaften in Familienhäuser in den Regenwälder des Amazonas niederlassen. Diese außergewöhnliche Art der Niederlassung erklärt warum die Dörfer sich nicht mit der menschlichen Stimme zufrieden geben konnten, die nur innerhalb von 200 Meter wahrzunehmen ist, und eine andere Art der Kommunikation schaffen mussten.

Vor der Erfindung des Telegrafen im 19. Jahrhundert

2. Wie funktioniert das Bora-Trommeln?

Dank zweier Manguaré-Trommeln, eine männliche und eine weibliche, können Laute der gesprochenen Sprache durch Wörter und Sätze wiedergegeben werden. Um Homofonie zu vermeiden, werden längere Wörter und keine mehrdeutige Ausdrücke verwendet. Wir wissen dank einer kürzlichen Studie, dass die rhythmische Struktur während dem Einsatz des Instruments die Satzmelodie der gesprochenen Sprache imitiert. Die Manguaré-Trommel gibt also die Wörter der Bora-Sprache mit derselben Anzahl an Trommeleinheiten wieder, die der Silbenanzahl entspricht. So wie eine kürzliche Studie zweier französischen Forscher bekannt gab: 1. Existieren verschiedene rhythmische Markierer, die die Wörter unterscheiden lassen. 2. Die Dauer zwischen den Trommeleinheiten gibt die Anzahl an Konsonanten und Vokalen an. Die Trommeleinheiten werden durch die Eigenschaften der Bio-Akustik in einer natürlichen Umgebung wiedergegeben, da die niedrigen Frequenzen nicht durch die Natur blockiert werden.

Wie funktioniert das Bora-Trommeln?

3. Eine Sprache mit eigener Kodierung

Damit die Kommunikation möglich ist, verwendet die getrommelte Bora-Sprache einige Kodes. Einer dieser Kodes ist die Reihenfolge in der die Information vertrommelt wird. Als erstes wird der Anlass vertrommelt (Einladung, Bestellung, usw.), danach wird der komplette Namen des Empfängers der Nachricht bekannt gegeben und erst am Schluss die eigentliche Nachricht. Diese kodifizierte Sprache wird also eingesetzt, um durch dieses unveränderbare Ritual, öffentliche Angaben wiederzugeben. 

4. Sind die Bora-Indianer das einzige Volk, dass sich mit einer Trommel kommuniziert?

Es gibt unzählige Kommunikationssysteme in denen Trommeln einbezogen werden, und diese teilen sich ein zwei große Gruppen auf: Eine kodifiziert die Sprache und gibt sie dann wieder und die andere, funktioniert wie ein unabhängiger Kode.
In Afrika gibt es die Akan (aus Ghana), die Bantu (von Kamerun nach Somalia), und die Banda Linda (aus der Zentralafrikanischen Republik) um nur einige zu nennen.

Wenn Sie also das nächste Mal keine Internetverbindung haben, kaufen Sie sich eine Trommel und lassen Sie sich von den Bora-Indianern inspirieren um ihre Nachrichten zu kommunizieren.
 

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Elodie Anthian

Sie sudierte Hispanische Philologie an der Universität von Toulouse (Frankreich) und einen Master in Übersetzung und kultureller Vermittlung (EN-ES>FR) an der Universität von Salamanca (Spanien). Derzeit arbeitet sie als Projektmanagerin bei AbroadLink.

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Veröffentlicht am: 27/04/2018

In den 80er Jahren wurde in der Provinz Hunan, in China, ein Schreibsystem entdeckt, dass exklusiv für Frauen gedacht war. Heutzutage versuchen Forscher mehr über die Geschichte dieses Alphabets zu erfahren: Handelte es sich um eine geheime Sprache? Wollte man mit dieser Schrift die Männer herausfordern? Wurde man zu der Schrift gezwungen oder ist sie die Tür zur Freiheit?

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1. Was weiß man heutzutage über die Nǚshū-Schrift?

Bei der von Sprachwissenschaftler im den 80er Jahren entdeckte Nǚshū-Schrift handelt es sich um ein Schreibsystem das von Frauen und nur für Frauen kreiert wurde. Es entstand zu Beginn des 19. Jahrhunderts als die Bildung noch ein Privileg war, dass ausschließlich Männern zugeteilt wurde und die Frauen dem Gesetz der drei Gehorsamkeiten unterworfen waren: Unterwerfung gegenüber des Vaters, des Ehemannes und des Sohnes.  
Dank kürzlichen Forschungen, wissen wir, dass es sich bei der Nǚshū-Schrift um die phonetische Transkription eines Dialektes der Religion von Hunan, des Jiangyong Kreises handelt. Es ist ein Silbensystem von über tausend Symbole in dem jedes Symbol einen Laut des Dialekts darstellt. Auch wenn es nach vielen Symbolen klingt, ist diese Schrift viel einfacher als das Standard-Mandarin-Chinesisch, dass über 56.000 verschiedene Symbole aufweist. Die Kalligraphie der Nǚshū-Schrift ist fein, elegant und gestreckt, wird von kleinen, präzisen Punkten begleitet und von oben nach unten geschrieben. Die meisten Schriften die bis heute überlebt haben, sind auf Fächer gemalt und auf Stoffen bestickt. Cathy Silber berichtet, dass Frauen mit ihren Schriften beerdigt wurden, da diese ihr intimstes Lebens darstellen.

Was weiß man heutzutage über die Nǚshū-Schrift?

2. Was wurde in der Nǚshū-Schrift geschrieben?

Es wurden bis heute 500 Texte in der Nǚshū-Schrift geborgen. Gedichte und Autobiographien stellen den größten Teil dieser Literatur da. Die Gedichte geben anderen Frauen Ratschläge über die Erziehung ihrer Kinder oder der Haushaltsfürsorge; die Gedichte berichten über das tägliche Leben der Frauen dieser Zeit. Es gibt auch einige Hinweise zu „Schriften des dritten Tages“ oder sanzhaoshu, die von Frauen zu feierlichen Anlässen wie z. B. Hochzeiten verschenkt wurden. Diese beinhalteten Gebete, Wörter zur Trauer und Ratschläge.  
Die meisten Schriften sind von Traurigkeit und Demütigung durchdrungen. Sie zeigen auch die Einsamkeit die in der Frauengemeinschaft herrschte, in der Bündnisse zum Ausdruck kamen, die sie durch die Schriften auf ewige Weise verbanden. Deswegen wurden wahrscheinlich auch einige Frauen mit ihren Manuskripten vergraben, um die Verbindung nach dem Tot nicht zu verlieren. Ist gibt jedoch kein Zweifel, das die Nǚshū-Schrift im China des 19. Jahrhunderts eine privilegierte Ausdrucksform und eine Art der Emanzipation darstellte.

Was wurde in der Nǚshū-Schrift geschrieben?

3. Ursprung und Verschwinden des Nǚshū

Der Ursprung dieser Schriftart ist bis heute ein Rätsel, Forscher haben viele Theorien aufgestellt um den Ursprung zu erklären. Einer Legende nach wurde diese Schriftart in dem 11. Jahrhundert von der Konkubine eines Kaisers erfunden, um ihre Tragödien der Familie die auf dem Land zurückgeblieben war zu erzählen. Andere sind eine Mischung aus esoterische Erklärungen und wilde Geschichten.  
Die Erklärung die am verbreitetsten und bekanntesten ist, ist diejenige die besagt, dass die religiösen Frauen sich ein Alphabet ausgedacht hatten, weil sie damals kein Recht auf Bildung hatten. Diese Schrift wurde von Mutter zu Tochter weitergegeben bis sie langsam verschwand. Ihr coup de grâce war die Chinesische Revolution von 1949. Neue Gesetze was Eheschließung und soziale Reformen angeht gaben den Frauen mehr und mehr Rechte. Später, während der kommunistischen Kulturrevolution, vermehrten sich die „Glaubensakten“, in denen viele Manuskripte, die auf Nǚshū geschrieben waren, zerstört oder verbrannt wurden.
Die letzte Frau, die Nǚshū noch auf traditionelle Weise lernte, starb 2004 und trug viele der Geheimnisse über ein noch nicht vollständig entziffertes Alphabet mit sich. Doch auch wenn Nǚshū noch so eigentümlich und einzigartig sein mag, ist es kein gefährdetes Sprachsystem. Seit dem UNESCO-Abkommen zum Schutz der kulturellen Vielfalt im Jahr 2003, sind die Sprachen Teil des immateriellen kulturellen Erbes der Menschheit. Von den 7.000 Sprachen die auf der Welt gesprochen werden, sind mehr als die Hälfte gefährdet und alle zwei Wochen verschwindet eine dieser Sprachen. Wenn keine Schutzmaßnahmen ergriffen werden, müssten 90 % der Sprachen noch im Laufe dieses Jahrhunderts verschwinden.

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Elodie Anthian

Sie sudierte Hispanische Philologie an der Universität von Toulouse (Frankreich) und einen Master in Übersetzung und kultureller Vermittlung (EN-ES>FR) an der Universität von Salamanca (Spanien). Derzeit arbeitet sie als Projektmanagerin bei AbroadLink.

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